Lexikon


Suche


Bitte hier Suchbegriff eingeben.


Küng, Hans

Drucken


Lebenslauf

Geboren: 19. März 1928 in Sursee (Schweiz)

Hans Küng als Sohn eines Schuhhändlers in Sursee in der Schweiz geboren. Von 1948 – 1957 studierte er Theologie und Philosophie zunächst an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, dann in Paris. Dort promovierte er mit einer Arbeit über den evangelischen Theologen Karl Barth und die möglichen Gemeinsamkeiten zwischen Protestantismus und Katholizismus bezüglich der Rechtfertigungslehre. 1960 wurde er auf einen Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an die Universität Tübingen berufen. Von 1962 – 1965 gehörte er als Experte dem Zweiten Vatikanischen Konzil an und bestand immer wieder auf der Diskussion ökumenischer Fragestellungen. Von 1963 – 1980 lehrte er Dogmatik und Ökumenische Theologie in Tübingen und war dort Direktor des Instituts für Ökumenische Forschung. Da Hans Küng öffentlich Zweifel an der Unfehlbarkeit des Papstes äußerte, wurde ihm 1979 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen. Ab 1980 lehrte Küng deshalb als fakultätsunabhängiger Professor für Ökumenische Theologie. Anfang der 1990er-Jahre initiierte Hans Küng das „Projekt Weltethos“ als einen Versuch, die Gemeinsamkeiten der Weltreligionen zu beschreiben. Seit 1995 ist er Präsident einer gleichnamigen Stiftung in Tübingen.


Bedeutung

Hans Küng ist ein international bekannter Schweizer Theologe und Autor und einer der bekanntesten und umstrittensten katholischen Kirchenkritiker. Das von ihm begründete „Projekt Weltethos“ hat weltweit eine riesige Resonanz gefunden und bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt.


Lehre und Gedanken

In seinen frühen theologischen Werken ging es Hans Küng vor allem um die Ökumene und ihr Vorankommen. Er wandte sich gegen die strenge Hierarchie und gegen die von ihm als autoritär empfundene Haltung der römisch-katholischen Kirche. Großes Aufsehen erregte 1970 Küngs Buch „Unfehlbar?“, in dem er seine Zweifel an der Unfehlbarkeit des Papstes öffentlich darlegte. Auch an anderen Dogmen des katholischen Selbstverständnisses hat Küng gerüttelt: So äußerte er sich kritisch gegenüber den Verboten der Abtreibung und Empfängnisverhütung, gegenüber der Zölibatsverpflichtung und der Ablehnung von Frauen in geistigen Ämtern.
In den 1970er-Jahren folgte eine Auseinandersetzung mit den modernen Kritikern der Religion, mit Karl Marx, Ludwig Feuerbach, Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud, die zu seinen theologischen Hauptwerken „Christ sein“ (1974) und „Existiert Gott?“ (1978) führte.

In den 1980er-Jahren begann Küng sich intensiv mit den verschiedenen Weltreligionen zu beschäftigen. 1990 publizierte er das Ergebnis dieser Beschäftigung: das „Projekt Weltethos“. Durch eine 1999 in den Dritten Programmen ausgestrahlte siebenteilige Fernsehdokumentation („Hans Küng: Spurensuche. Die Weltreligionen auf dem Weg“) wurde Hans Küng und sein Weltethos-Projekt einer breiten Öffentlichkeit bekannt.
Der Weltethos-Gedanken geht davon aus, dass kein Frieden unter den Nationen möglich ist ohne Frieden unter den Religionen. Frieden unter den Religionen wiederum ist ohne Dialog zwischen den Religionen nicht möglich und Dialog zwischen den Religionen nur über Grundlagenforschung in den Religionen zu erreichen. Die Religionen der Welt können einen Beitrag zum Frieden der Menschheit nur leisten, wenn sie sich auf das ihnen jetzt schon Gemeinsame im Ethos besinnen.

„Mit Weltethos meinen wir keine neue Weltideologie, auch keine einheitliche Weltreligion jenseits aller bestehenden Religionen, erst recht nicht die Herrschaft einer Religion über alle anderen. Mit Weltethos meinen wir einen Grundkonsens bezüglich bestehender verbindender Werte, unverrückbarer Maßstäbe und persönlicher Grundhaltungen. Ohne einen Grundkonsens im Ethos droht jeder Gemeinschaft früher oder später das Chaos oder eine Diktatur, und einzelne Menschen werden verzweifeln.“ (Hans Küng: Parlament der Weltreligionen. Erklärungen zum Weltethos)

1993 verabschiedete das Parlament der Weltreligionen in Chicago eine von Hans Küng ausgearbeitete „Erklärung zum Weltethos“, in der sich Vertreter aller Religionen auf vier unverrückbare Weisungen verpflichten: auf Gewaltlosigkeit und Ehrfurcht vor allem Leben, auf Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung, auf Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit und auf Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau.
Seit 1995 unterstützt eine von Graf K. K. von der Groeben gegründete „Stiftung Weltethos“ die Arbeit eines kleinen Forschungsteams um Hans Küng im Dienste eines Weltethos.


Hauptwerke von Hans Küng

„Unfehlbar?“ (1970)
Hans Küng: Unfehlbar? Eine unerledigte Anfrage. München: Piper 1989.

„Projekt Weltethos“ (1990)
Hans Küng: Projekt Weltethos. München: Piper 2008.

„Der Anfang aller Dinge. Naturwissenschaft und Religion“ (2005)
Hans Küng: Der Anfang aller Dinge. Naturwissenschaft und Religion. München: Piper 2008.


Über Hans Küng

Hermann Häring/Karl-Josef Kuschel (Hg.): Hans Küng. Weg und Werk. München: dtv 1981.

Bernd Jaspert (Hg.): Hans Küngs „Projekt Weltethos“. Beiträge aus Philosophie und Theologie. Hofgeismar: Evangelische Akademie 1993.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

Philosophen und Denker
Das Lexikon der Philosophen und Denker bietet interessante Informationen über deren Leben und Werke.